Wie finde ich den passenden Arzt?

Bist du unzufrieden mit deinem Arzt? Fühlst dich nicht richtig ernst genommen oder verstanden? Wechselst du häufiger die Praxis oder bist du vielleicht nur noch aus Gewohnheit in derselben, weil du schon „immer“ dort hingehst?  Wie wäre es, wenn du eine echte Vertrauensperson finden würdest? Hättest du nicht viel lieber jemanden, bei dem du als Mensch zählst. Der dir zuhört und dich in die Behandlung mit einbezieht? Die Wahl des richtigen Arztes ist eine Herausforderung. Wie du diese lösen und welche Kriterien du in die eigene Entscheidung miteinbeziehen kannst, sind Teil dieses Artikels. Sie beruhen auf Erfahrungen aus meiner Zusammenarbeit mit Ärzten, wenn es um die Gesundheit und Herausforderungen meiner Klienten geht. Aber auch aus Erfahrungen mit vielen Ärzten als Klienten.

Mythos und Realität

Als Erstes muss man einen Mythos klären. Den richtigen Arzt gibt es nicht! Die eigene Gesundheit ist ein sehr sensibles Thema. Noch viel mehr, wenn Gesundheit einer Erkrankung weicht. Dann stehen Fragen nach dem „Warum“ im Raum und damit verbunden oft unangenehme Untersuchungen. Wenn diese dann auch noch an intimen Körperbereichen oder mit wenig bis keiner Bekleidung stattfinden, dann sind schon einmal Emotionen wie Angst, Scham oder Nervosität im Spiel. Dazu kommt dann noch eine gewisse Allmachtstellung des Arztes, die durch uniformiert weiße Kleidung und rituelle Praxisabläufe verstärkt wird. Ärzte sind tatsächlich auch nur Menschen mit Ecken und Kanten. Sie verfügen über großes Wissen in einem spezifischen Bereich, wie es in anderen Berufen auch der Fall ist. Sie haben die gleichen Macken, Ängste und Befürchtungen wie ihre Patienten auch. Du kannst also entspannt bleiben! Du bist schließlich ein Kunde, der eine (Dienst-)Leistung in Anspruch nehmen möchte und sich dafür den für sich persönlich besten Dienstleister aussuchen darf. Wenn du einen Handwerker kommen lässt, einen Juristen beauftragst, eine Gärtnerin engagierst etc. stellst du auch gewisse Ansprüche. Welche Faktoren sind dir bei diesen Dienstleistungen wichtig? Welche Faktoren sind dir bei der Wahl deines Arztes wichtig?

Die Chemie muss stimmen

Nahezu jede mir bekannte Arztpraxis ist übervoll mit Patientenanmeldungen! Obwohl der eine Patient über diese und der nächste Patient über jene Praxis schimpft und sich mit den Worten: „Geh dort bloß nicht hin!“ beschwert. Wie kann das sein? Ganz einfach! Wir sind alle Persönlichkeiten und kommen auch nur mit bestimmten Persönlichkeiten zurecht. Wenn die Chemie zwischen dir und deinem Arzt stimmt, dann ist bereits die Hälfte der Behandlung erfolgreich!

Mit den folgenden Fragen kannst du für dich überprüfen, ob deine Arztwahl zu dir passt. Beantwortest du auch nur eine Frage mit Nein, solltest du abwägen, ob deine Wahl die richtige ist.

  • Glauben du, dass man dir zuhört und versucht, dich zu verstehen?
  • Fühlst du dich wohl dabei, etwas zu fragen oder um weitere Erläuterungen zu bitten?
  • Hast du das Gefühl immer die Wahl zu haben, also auch „Nein“ sagen zu dürfen?
  • Hast du immer das Gefühl, dass man detailliert erklärt, warum und wofür eine Untersuchung oder Behandlung erfolgt?

Viele Patienten hängen, ähnlich wie ihre Jacke, ihre Verantwortung an den Kleiderhaken im Wartezimmer. Damit geben sie aber auch die Verantwortung ab, klare Fragen und Wünsche zu äußern. Der Arzt muss dann mühsam Informationen aus der Nase ziehen, die für ihn relevant sind und Unwichtiges davon trennen. Du hast jetzt nach deinen Kriterien einen Arzt ausgewählt. Wie kannst du deine Verantwortung für dich selbst auch bei deinem nächsten Termin übernehmen?

Schreib deine Symptome und Beschwerden auf. Je genauer, desto besser! So zum Beispiel: Wann treten welche Beschwerden wo auf? Was löst sie aus? Was hast du  bisher  unternommen? Sicher hast du auch Fragen wie: Wo kommt das her? Was kann ich selbst dagegen tun? Darf ich Medikament x weiter einnehmen, wenn ich y nun auch einnehmen muss? Mit einem detaillierten und chronologisch geordneten Zettel in der Hand erleichterst du dem Arzt gezielt auf dich einzugehen. Er nimmt wahr, dass du ein ernstes Anliegen hast und dir Gedanken darüber machst. Und letztendlich geht nichts vergessen.
Halte dich kurz. Am besten schreibst du Stichworte auf.

Ein Arzt befindet sich kulturell in einer Helferrolle und übernimmt schnell einen „Wegmachauftrag“, der möglicherweise nicht primär von dir gewünscht ist. Vielleicht wünscht du dir in erster Linie ein offenes Ohr für deine Ängste und Befürchtungen. Oder eine weitere Untersuchung oder zweite Meinung. Sage ihm genau, was du von ihm erwartest. Das entspannt die Situation für beide Seiten. So könnt ihr gemeinsam Lösungen finden.

Selbstwirksamkeit ist eine der wichtigsten Kriterien, um gesund zu werden! Wenn du oben stehende Anregungen umsetzt, machst du einen großen Schritt in diese Richtung!
Bleib verbunden

Timo Bartel